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Bayerisches Zentrum für Batterietechnik (BayBatt)

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BayBatt goes to Chile: Erste Eindrücke und Netzwerkaufbau

29.11.2024

Prof. Danzer in Santiago

Zwei Mitglieder des Bayerischen Zentrums für Batterietechnik (BayBatt) haben Anfang Novem-ber an einer europäischen Delegationsreise nach Chile teilgenommen, um das BayBatt in Chile vorzustellen und sein internationales Netzwerk zu erweitern. Michael Danzer, Professor für Elektrische Energiesysteme und Direktor des BayBatt, traf sich in Santiago de Chile und Valparaíso mit Vertreterinnen und Vertretern von Universitäten, Unternehmen und Behörden, um über Forschungsprojekte und strategische Partnerschaften zu sprechen. Gleichzeitig besuchte Christoph Helbig, Professor für Ökologische Ressourcentechnologie an der Universität Bayreuth, wichtige Standorte großer Bergbaukonzerne, die in Chile kritische Rohstoffe für die Batterieproduktion abbauen und verarbeiten.

Chile: Ein führender Produzent von Lithium und Kupfer

Chile hat eine lange Geschichte als Bergbaunation. Das Land produziert etwa ein Viertel des weltweiten Kupfers und viele große Bergbauunternehmen sind dort tätig. Vom 3.-8. November besuchte eine Delegation, bestehend aus europäischen Unternehmen, Vertreterinnen und Vertretern der EU-Kommission und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz wichtige Standorte der chilenischen Bergbauindustrie.

Salar de Atacama

Zunächst reiste die Delegation in die Atacama-Wüste im Norden Chiles. Dort betreibt der US-amerikanische Konzern Albemarle, einer der weltweit größten Produzenten von Lithium, eine Lithium-Extraktionsanlage im Salar de Atacama. Lithiumreiche Sole wird an die Oberfläche gepumpt und in Verdunstungsbecken geleitet. Über 18 Monate verdunstet das Wasser, wodurch der Lithiumgehalt auf fast 6 % ansteigt.
Dieses Lithiumkonzentrat wird dann nach Antofagasta an der Pazifikküste transportiert, wo in der “La Negra”-Anlage von Albemarle batterietaugliches Lithiumkarbonat produziert wird. Doch Antofagasta ist nicht nur ein wichtiger Standort für die Bergbauindustrie, sondern beherbergt auch zwei Universitäten, die Universidad Católica del Norte und die Universidad de Antofagasta, die beide in der Bergbauingenieurforschung führend sind und sich zunehmend auf die Wert-schöpfungskette von Batterien konzentrieren, was ein zentrales Thema in den Gesprächen mit Prof. Helbig war.

Kupfermine El Teniente

Das zweite Ziel der Delegationsreise war El Teniente, die größte unterirdische Kupfermine der Welt, die sich in der Nähe von Rancagua, ca. eine Autostunde südlich der Hauptstadt Santiago de Chile befindet, und vom staatlichen Bergbauunternehmen CODELCO betrieben wird. Kupfer ist entscheidend für viele Technologien zur Dekarbonisierung, wie zum Beispiel Lithium-Ionen-Batterien, bei denen Kupferfolie als Anodenmaterial verwendet wird. Während des Besuchs in El Teniente erfuhren die Mitglieder der Delegation mehr über die 120-jährige Geschichte der Mine. Sie verschafften sich einen Überblick über das Ausmaß der verzweigten Anlage und lernten die Automatisierung und Fernsteuerung der Bergbauaktivitäten kennen. Es wurden ebenfalls die Umwelt- und Nachhaltigkeitsbemühungen der Mine thematisiert. Schließlich wurden Pläne zur Eröffnung einer neuen Abbauebene unter den aktuellen Operationen vorgestellt, diese soll es ermöglichen Erz mit einem höheren Kupfergehalt abzubauen und den Abbauprozess dadurch effizienter zu gestalten.

Ziel beider Besuche war es, die technischen Herausforderungen des Abbau- und Produktionsprozesses, den CO2-Fußabdruck und den Wasserverbrauch in der extrem trockenen Umgebung besser zu verstehen. Zudem wurden die Möglichkeiten zur Produktionssteigerung diskutiert, die notwendig sind, um die weltweit steigende Nachfrage nach Batterien zu erfüllen.

Prof. Danzer mit chilenischen Kollegen

Hochrangige akademische Landschaft in Chile

Parallel dazu besuchte Michael Danzer in Santiago de Chile und Valparaíso einige der besten Universitäten Südamerikas. Dazu gehören die Pontificia Universidad Católica de Chile, die Universidad Adolfo Ibáñez, die Universidad Tecnica Federico Santa Maria, die Pontificia Universidad Católica de Valparaíso, die Universidad de Chile und die Universidad de Santiago de Chile. Dank der Bayerischen Auslandsrepräsentanz Südamerika in Santiago konnte er sich mit Professoren, Wissenschaftlerinnen und Vertretungen der Universitäten treffen. Dabei informierte er über das BayBatt, stellte das Graduiertenzentrum und die Masterstudiengänge „Batterietechnik“ und „Battery Materials and Technology“ vor, tauschte Ideen zur Batterieforschung aus und lotete Koope-rationsmöglichkeiten aus.
Die Batterieforschung in Chile ergänzt die in Deutschland gut, da der Forschungsschwerpunkt in Chile auf der Gewinnung von Rohstoffen liegt. Das Land produziert wichtige Materialien für Lithium-Ionen-Batterien, wie Lithium und Kupfer. Das Hauptinteresse gilt der Erweiterung der vertikalen Integration, also der Produktion von Batteriematerialien und -zellen. Zudem wird die Bergbauindustrie unterstützt, um CO2-neutral Rohstoffe mit batteriebetriebenen Transportmitteln zu fördern.

Darüber hinaus fanden Treffen mit CORFO, der chilenischen Wirtschaftsförderungsagentur, und ANID, der nationalen Agentur für Forschung und Entwicklung, statt. Ziel war es, die chilenischen Förderinstitutionen und die Rahmenbedingungen für eine Zusammenarbeit kennenzulernen. ANID ist das chilenische Pendant zur DFG, fördert Austauschprogramme und finanziert die chile-nischen Partner in internationalen Graduiertenschulen.

Teilnehmende der Podiumsdiskussion des Deutsch-Chilenischen Forums

Chilenisch-Deutsches Forum für Bergbau und Rohstoffe

Wieder in Santiago, beteiligten sich beide Bayreuther Professoren im Rahmen der europäischen Delegationsreise an zwei Tagen europäischer und deutscher Diskussionen über kritische Roh-stoffe, strategische Projekte, nachhaltigen Bergbau, Kreislaufwirtschaft und Geschäftsmöglich-keiten mit nachhaltig produzierten Rohstoffen aus und in Chile. Beim chilenisch-deutschen Fo-rum für Bergbau und Rohstoffe teilte Prof. Helbig Erkenntnisse aus der Forschung der Universität Bayreuth zur Schaffung von Rohstoffkreisläufen. Er hob auch die Rolle des BayBatt als wichtiges Wissenszentrum hervor, das als Knotenpunkt für die Batterietechnologieforschung sowohl für akademische als auch industrielle Partner dienen kann.

Insgesamt war die Reise eine wertvolle Gelegenheit, die Beziehungen zu vertiefen und künftige Kooperationen in der Batterieforschung zu fördern. Erfreulich ist auch, dass bereits ein erster Gegenbesuch aus Chile stattfand: am 28.11. besuchte Wolfram Jahn, Professor am Institut für Maschinenbau und Metallurgie der Pontifica Universidad Catolica de Chile das BayBatt und lernte die Forschungsinfrastruktur an der Universität Bayreuth kennen. Weitere Gegenbesuche sind im kommenden Jahr geplant.

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